Gummistiefel & High Heels - Frauenpower auf dem Land
Die Hunsrücker Bundestagsabgeordnete Carina Konrad diskutierte am Montagabend in einem digitalen Format der Friedrich-Naumann-Stiftung mit weiteren Agrarexpertinnen über Frauen in der Landwirtschaft. Wieso machen Frauen nur 11 % der Betriebsleitenden aus, obwohl doch der Frauenanteil im Studium der Agrarwissenschaften mit 48 % relativ hoch liegt? Neben Konrad setzten sich Winzerin Dorothee Wörner aus Gau-Odernheimund Landwirtin Bettina Hueske aus Südlohn mit dieser und weiteren Fragen auseinander.
Konrad kritisierte, dass die Agrarpolitik in Deutschland landwirtschaftliche Betriebe in den letzten Jahren durch immer mehr Bürokratie zu einem Strukturwandel gedrängt habe: Während einerseits der bäuerliche Familienbetrieb gesellschaftlich am meisten Akzeptanz erfahre, würden die Betriebe andererseits zum Wachstum genötigt, weil z. B. die Dokumentation der Arbeitsprozesse viel zu viele Arbeitsstunden beanspruche. Wörner stimmte zu: Auch sie verbringe jeden Abend nach getaner Arbeit im Weinberg noch zwei Stunden am Schreibtisch.
Der Veranstaltungstitel „Gummistiefel und High Heels“ beschreibe den Spagat, den Frauen in der Landwirtschaft tagtäglich machen, erklärte Moderatorin Anke Fritz von agrarheute. Auf die Frage, wieso weniger Frauen sich in Verbänden und in der Politik engagierten, sagte Konrad, Frauen hätten häufig höhere Ansprüche an sich: Bevor sie eine ihrer Aufgaben nur unzureichend ausfüllen könnten, würden sie lieber ganz darauf verzichten. Dabei werde der Arbeitsaufwand des ehrenamtlichen Engagements häufig überschätzt. „So oft tagen die meisten Gremien ja gar nicht.“ Konrads Empfehlung laute: Einfach mal ausprobieren - wenn es doch zu viel ist, kann man immer noch aufhören. Um weibliche Interessen besser vertreten zu können, seien weibliche Mandatsträger vonnöten.
Die Aufzeichnung der Veranstaltung steht in der Mediathek der Naumann-Stiftung kostenlos zur Verfügung.