Liberale diskutieren Aktienrente als Zukunftsmodell
Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP und rentenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, sprach am Donnerstagabend in Kastellaun über das Modell einer Aktienrente nach schwedischem Vorbild. Eingeladen zu der Veranstaltung hatte die FDP Rhein-Hunsrück, deren Kreisvorsitzende die heimische Bundestagsabgeordnete Carina Konrad ist. Das Interesse am Thema war groß, wie die gut besuchte Kulturscheune in der Badischen Amtskellery bewies.
Aufgrund des demografischen Wandels sei die gesetzliche Rentenversicherung bereits 2020 mit mehr als 100 Milliarden Euro aus dem Bundeshaushalt bezuschusst worden, berichtete Vogel. Obwohl dieser Betrag schon 2023 auf rund 120 Milliarden Euro ansteige, sinke das Rentenniveau weiterhin. Da dieses System nicht tragfähig sei, wolle die FDP das Rentensystem mit einer gesetzlichen Aktienrente stabilisieren. „Gerade in der Rentenpolitik müssen wir doch in Jahrzehnten denken und nicht in Legislaturperioden“, bekräftigte Konrad.
Vogel forderte, die kapitalgedeckte Altersvorsorge müsse einfacher, verbraucherfreundlicher und aktienorientierter werden, wie es z. B. in Schweden längst der Fall sei. „Durch die vergleichsweise gering ausgeprägte Aktienkultur in Deutschland profitieren Bügerinnen und Bürger mit kleinen und mittleren Einkommen weniger von der Produktivität erfolgreicher Unternehmen“, erklärte Rentenexperte Vogel. „Dabei eignet sich gerade dafür die Altersvorsorge, weil durch die langen Anlagezeiträume und den Zinseszinseffekt auch mit kleineren Einkommen substanziell Vermögen aufgebaut werden kann.“
Konkret solle jeder Versicherte 2 Prozent seines Bruttoeinkommens in die gesetzliche Aktienrente einzahlen. Zugleich solle die umlagefinanzierte gesetzliche Rente um denselben Prozentsatz gesenkt werden. So würden Menschen mit geringen Einkommen erstmals von den Chancen der globalen Aktienrente profitieren und die erste Säule der Alterssicherung gegen demografische Herausforderungen gefestigt. Verbraucherschützer lobten den Vorschlag der Freien Demokraten u. a. deshalb, weil er auch eine Öffnung des Vorsorgefonds über die erste Säule hinaus vorsehe: Gesetzlich Versicherte könnten freiwillig mehr als den Pflichtbetrag einzahlen.